Wie ein Brettspiel entsteht: 7 Schritte von der Idee zum fertigen Spiel

 

Brettspiele sind so beliebt wie nie zuvor. Selbst Computer- und Konsolengames haben diese Popularität nicht geschmälert. Im Gegenteil.

Im Internet wird zwar gegeneinander gekämpft und miteinander gechattet, aber die Spieler sind auf den Bildschirm fixiert. Das gesellige Erlebnis eines Spieleabends mit Freunden und Familie können Video-Games nicht ersetzen. Gesellschaftsspiele wie Activity funktionieren – wie der Name schon sagt – nur in Gesellschaft so gut, dass Tränen gelacht werden.

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Am Anfang war die Idee...

Rund 3.000 neue Spiele kommen im deutschsprachigen Raum jedes Jahr auf den Markt. Das liegt einerseits daran, dass in Österreich, Deutschland und der Schweiz gerne gespielt wird, andererseits am Umstand, dass es dank dieser Brettspiel-Begeisterung in diesen Ländern sehr viele Spieleverlage und Spieleautoren gibt. Doch nur wenige Spiele werden von den Verlagen produziert und noch weniger schaffen den Durchbruch am Markt: Nach einem Jahr sind neun von zehn Neuerscheinungen wieder aus den Verkaufsregalen der Spielwarenhändler verschwunden.

 

Was macht ein erfolgreiches Spiel aus? Wichtig ist, dass es Spaß macht und gerne wieder gespielt wird. Darüber hinaus ist diese Frage nicht allgemein zu beantworten. Einfacher ist es, die Schritte im Entstehungsprozess eines Brettspiels zu skizzieren.

 

Schritt 1: Idee entwickeln

Am Anfang steht immer eine Idee. Diese Idee kann aus der Begeisterung für Brettspiele entstehen. Denn viele Spiele-Autoren haben damit begonnen, die Regeln ihrer Lieblingsspiele zu erweitern und zu verändern. Irgendwann reicht das nicht mehr und die Inspiration aus unzähligen Spielen mit Freunden und in der Familie lässt die Idee zu einem ganz neuen Spiel entstehen. So ist auch eines der erfolgreichsten Spiele entstanden: Activity. Die Idee kann sich aber auch aus Interessen des Spieleautors entwickeln. Der Autor des Strategiespiels Golden Horn, bei dem es um den Seehandel zwischen Venedig und Konstantinopel geht, ist z.B. ein promovierter Historiker aus Italien.

 

 

Einfache Regeln

Wichtig ist die Umsetzung dieser Idee als spielerisches Erlebnis! Dazu muss eine Spielmechanik gefunden werden, die nicht zu kompliziert ist. Je einfacher und verständlicher die Regeln, desto wahrscheinlicher der Erfolg des Spiels. Dabei kommt es natürlich auch auf die Zielgruppe des Spiels an: Kinderspiele sollten nach sehr einfachen Prinzipien funktionieren. Das Regelwerk für Erwachsenenspiele kann ein wenig kniffliger sein. Trotzdem sollte die Spielbeschreibung kompakt sein. Der Einstieg ins Spiel oder die Spielvorbereitung darf nicht zur abendfüllenden Veranstaltung ausufern. Außerdem sind die beliebtesten Spiele jene, die von jüngeren und älteren Spielern gemeinsam gespielt werden können.

 

Gibt es schon ähnliche Spiele?

Die Entwicklung eines Spiels ist viel Arbeit. Daher sollte am Anfang ein Reality-Check stehen: Gibt es bereits ähnliche Spiele? Mit welchem Spiel wäre meine Kreation zu vergleichen? Worin unterscheidet sich meine Spielmechanik von ähnlichen Spielen? Was macht mein Spiel aus? Die Antworten auf diese Fragen sind durch eine Recherche im Internet oder Gespräche mit Händlern und Bekannten zu beantworten. Ziel dieser Wettbewerbsanalyse ist die Antwort auf die Frage: Lohnt es sich, meine Spieleidee weiterzuverfolgen?

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Hinter jeder Idee stecken viele Stunden Arbeit, Testspielen und Überarbeiten.

Schritt 2: Spielelemente entwerfen

Das Spielprinzip steht fest. Das erste Regelwerk ist ausformuliert. Dann werden jetzt die Bestandteile des Spieles (Spielplan, Karten, Kartonteile etc.) entworfen. Es geht um eine möglichst funktionale Visualisierung des Spiels. Das passiert zeichnerisch auf Papier und/oder am Computer.

 

Schritt 3: Spielmodell basteln

Dann beginnt die Bastelstunde. Aus dem finalen Entwurf baut der Spiele-Autor selbst das erste Spiel. Der Spielplan wird gezeichnet oder ausgedruckt und auf Karton geklebt. Das gleiche gilt auch für Spielkarten und Kartonteile. Spielfiguren, Würfel oder sonstiges Zubehör können aus anderen Spielen geborgt oder im Spielwarenhandel gekauft werden. Geschickte Bastler sind hier klar im Vorteil. Detailverliebtheit kann nicht schaden, um die Testspieler zu beeindrucken.

 

Schritt 4: Spiel testen und verbessern

Jetzt wird’s richtig spannend: Zum ersten Mal wird das Brettspiel gespielt. So oft wie möglich. Mit wechselnden Spielern und unterschiedlicher Spieleranzahl. Vom Anfang bis zum bitteren Ende. Dabei werden wertvolle Erkenntnisse gewonnen – über die Verständlichkeit und Umsetzbarkeit der Regeln, über Spieldynamik, Spielzüge, Spieldauer, Spielspaß und vieles mehr. Darauf aufbauend werden die Regeln adaptiert und das Spiel verbessert, bis alles passt.

 

Wichtig ist: Das Erfindermuster muss vollständig und spielfähig sein. Alles, was zum Spielen benötigt wird, auch Würfel und Spielfiguren, muss darin bereits enthalten sein.

 

 

Schritt 5: Spieleverlag finden

Ready. Set. Go! Nach der Testphase wird ein finaler Prototyp des Spiels gebastelt. Jetzt gilt es den richtigen Spieleverlag zu finden, der das Spiel produziert und vertreibt. Passt mein Spiel in das Angebot des Verlages? Bietet der Verlag ähnliche Spiele an? Hier können die Antworten auf die Fragen aus der Wettbewerbsanalyse in Schritt 1 noch einmal hilfreich sein. Die Besonderheit des eigenen Spiels muss klar erkennbar sein. Denn die Hersteller erhalten im Jahr hunderte Zusendungen von Spieleautoren, die ihr Spiel gerne realisieren wollen. Die Verlage schauen sich die Spiele-Ideen daher genau an. Nur wenige werden angenommen.

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Neue Spiele werden auf Herz und Nieren geprüft.

Schritt 6: Weiterentwicklung, Spieldesign & Produktion

Treffer gelandet! Jetzt gilt die Fußball-Regel „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“. Denn der Spieleverlag testet das Spiel selbst noch einmal und bringt aufgrund seiner Erfahrungen meist noch weitere Verbesserungen ein, um das Spiel marktfit zu machen. Dazu gehört auch, dass der Hersteller das Spieldesign bestimmt und dem Spiel einen finalen Namen gibt, der in die Sprachräume passen muss, in denen das Spiel angeboten werden soll. Es kann also dauern, bis das Spiel tatsächlich in Produktion geht. Wenn es soweit ist, übernimmt der Verlag auch das Marketing.

 

Schritt 7: Spiel kommt in den Handel

Geschafft! Das eigene Spiel steht in den Regalen des Spielwarenhandels. Jetzt muss es nur noch in Massen über den Ladentisch wandern. Das geschieht sehr selten. Weltweit gibt es nur wenige hauptberufliche Spiele-Autoren. Manche feiern schon mit der ersten Spielidee Erfolge, andere widmen sich erst nach Jahren ganz den Spielen.

 

Der weltweite Top-Seller Activity ist acht Millionen Mal verkauft worden. Aber die meisten Brettspiele verkaufen sich zwischen 5.000 und 30.000 Mal. Die Auszeichnung „Spiel des Jahres“ ermöglicht Verkaufszahlen im sechsstelligen Bereich.

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In jeder unserer Spieleschachteln steckt viel Kreativität, Arbeit und Liebe zum Detail.